Seizure Unit
Als eines von drei Schweizer Zentren mit der höchsten Fallzahl hat das Inselspital den Leistungsauftrag im Bereich der hochspezialisierten Medizin für die prächirurgische Epilepsiediagnostik und die chirurgische Behandlung der refraktären Epilepsie. Die Universitätsklinik für Neurologie arbeitet dabei eng mit den Kolleg:innen aus der Neuorchirurgie und Neuroradiologie sowie mit Ingenieur:innen und mit Neurowissenschaftler:innen zusammen. Ein Dutzend Forschende am Insel-Campus nutzt täglich die anonymisierten EEG-Daten von zustimmenden Patient:innen, um den Schaltplan des Gehirns und Funktionsstörungen in Epilepsienetzwerken besser zu verstehen. Beteiligt sind unter anderem die Forschungsgruppen Mechanisms of epilepsy (Leitung: Prof. Maxime Baud) und EEG/Epileptology (Leitung:Prof. Kaspar Schindler).
Spezialisierte Anfallsüberwachung auf der Seizure Unit im Inselspital
Die Seizure Unit befindet sich im Anna-Seiler-Haus auf dem Stockwerk K. Es handelt sich um eine Anfallsüberwachungsstation für Menschen mit Epilepsie. In zwei videoüberwachten Zimmern stehen vier Betten für Patient:innen zur Verfügung. Hier werden epileptische Anfälle aufgezeichnet, abgeklärt und prächirurgische Untersuchungen durchgeführt.
Hauptfunktionen der Station
Ein zentrales diagnostisches Verfahren in der Seizure Unit ist die kontinuierliche Aufzeichnung der elektrischen Hirnaktivität mittels Elektroenzephalografie (EEG) – meist kombiniert mit einer 24-Stunden-Videoüberwachung. Diese Methode ermöglicht eine umfassende Beurteilung und dient allen drei Hauptfunktionen der Station:
- Abklärung epileptischer Anfälle und anfallsartiger Episoden unklarer Ursache
Ziel ist es zu klären, ob es sich tatsächlich um eine Epilepsie handelt oder ob andere Ursachen wie Herzrhythmusstörungen, Schlafstörungen etc. vorliegen. - Monitoring bei bekannter Epilepsie
Hierbei wird die Anfallsrate objektiv erfasst, um die medikamentöse Therapie gezielt anzupassen oder zu optimieren. - Prächirurgische Epilepsieabklärung
Die genaue Identifiierung und Lokalisation der Hirnregion, von der die Anfälle ausgehen, ist insbesondere bei bei prächirurgischen Untersuchungen relevant, um die Eignung für einen epilepsiechirurgischen Eingriff zu beurteilen.
Ablauf des Aufenthalts
Für die Aufzeichnung werden Patient:innen auf der Seizure Unit aufgenommen. Während ihres ein- bis zweiwöchigen Aufenthalts tragen sie ständig ein EEG-Gerät. Die 24-Stunden-Video-EEG-Überwachung ermöglicht eine detaillierte Analyse der Anfälle, um die optimale Behandlungsstrategie zu entwickeln, Therapieanpassungen vorzunehmen und die Möglichkeiten einer Operation abzuklären.
Der nahegelegene Kontrollraum mit zahlreichen Überwachungsmonitoren gewährleistet Tag und Nacht eine Reaktionszeit von nur 30 Sekunden bei einem epileptischen Anfall. Dies ermöglicht den Fachpersonen aus Epileptologie und Pflege eine sofortige Hilfe sowie die unmittelbare Durchführung von Tests zur Lokalisierung der Anfälle und zur Untersuchung der Hirnregionen.
Bildgebung mit Ultrahochfeld-MRT
Im Rahmen der Epilepsieabklärung steht auf dem Insel Campus im Translational Imaging Center ein klinisch zugelassenes Ultrahochfeld-Magnetresonanztomographie-System (UHF-MRT) mit der notwendigen klinischen Expertise zur Verfügung. Dieses fortschrittliche Bildgebungsverfahren ermöglicht es, noch feinere Details im Gehirn darzustellen, die mit herkömmlichen MRT-Systemen nicht sichtbar wären. Dadurch wird die diagnostische Genauigkeit erheblich verbessert, was einen wesentlichen Vorteil für die Diagnostik und Behandlung von Epilepsie darstellt.