Das Funktionsprinzip: Gebündelte Energie statt Chirurgie

Das Besondere an MRgFUS ist die Nutzung von Ultraschallwellen. Dabei werden zahlreiche einzelne Wellen durch die intakte Schädeldecke auf einen exakt definierten Punkt tief im Gehirn gelenkt.

• Die Ultraschallwellen sind für das umliegende Gewebe ungefährlich, da sie erst in einem exakt definierten Zielpunkt im Gehirn aufeinandertreffen
• Im Zielareal wird die Energie in Wärme umgewandelt. Durch eine punktgenaue Erhitzung auf ca. 55–60 °C werden die Nervenzellen, welche die Krankheitssymptome verursachen, millimetergenau verödet.
• Der Eingriff wird lückenlos mittels Magnetresonanztomografie (MRT) überwacht: Das System kontrolliert in Echtzeit sowohl die exakte Platzierung der Ultraschallwellen als auch die Temperaturentwicklung im Zielgewebe.

Der MR-gesteuerte fokussierte Ultraschall ist ein spezialisiertes Verfahren zur Therapie von Bewegungsstörungen sowie chronischen Schmerzzuständen. Die Methode bietet eine wirksame Alternative für Patient:innen, bei denen herkömmliche medikamentöse Therapien keine ausreichende Linderung erzielen.

1. Essentieller Tremor

Diese weit verbreitete neurologische Störung äussert sich durch ein unkontrollierbares Zittern der Hände oder anderer Körperpartien. MRgFUS kann dieses Zittern signifikant reduzieren und so die Feinmotorik im Alltag wiederherstellen.

2. Tremordominante Parkinson-Erkrankung

Wenn das Zittern bei Parkinson im Vordergrund steht und die Lebensqualität trotz medikamentöser Einstellung stark eingeschränkt bleibt, kann das Verfahren gezielt zur Symptomkontrolle eingesetzt werden.

3. Neuropathische Schmerzen (Nervenschmerzen)

Neuropathien entstehen durch eine direkte Schädigung von Nervenstrukturen im Gehirn, Rückenmark oder peripheren Nervensystem. Betroffene leiden oft unter brennenden oder stechenden Dauerschmerzen. Das Spektrum der behandelbaren Schmerzsyndrome ist breit:

• Folgen eines Schlaganfalls oder Schmerzen bei Para- und Tetraplegie.
• Schmerzen nach einem Plexusabriss oder Phantomschmerzen nach Amputationen.
• Chronische Beschwerden nach einer Herpesinfektion (z. B. Post-Zoster-Neuralgie).
• Neuropathische Formen der Trigeminusneuralgie.
• Schmerzen bei Polyneuropathie (z. B. durch Diabetes) oder persistierende Beschwerden nach Bandscheibenoperationen.

Um die bestmögliche Sicherheit und den Erfolg der Therapie zu gewährleisten, ist eine sorgfältige Patientenauswahl essenziell. Die Entscheidung für einen Eingriff wird im Rahmen einer interdisziplinären Begutachtung getroffen.

Je nach Krankheitsbild erfolgt die Abklärung durch spezialisierte Teams:

• Die Beurteilung findet im Zentrum für Parkinson und Bewegungsstörungen (ZfPB) statt.
• Hier erfolgt die Indikationsstellung nach einer detaillierten prächirurgischen Evaluation durch unsere Schmerz- und Neurochirurgie-Spezialist:innen

Da das Verfahren auf hochpräzisen Ultraschallwellen und einer MRT-Umgebung basiert, gibt es Faktoren, die gegen eine Behandlung sprechen können:

• Eine zu dicke Schädelkalotte (oberer Teil des Schädels) oder eine zu geringe Knochendichte können die Ultraschallwellen so stark abschwächen, dass die erforderliche Energie im Zielpunkt nicht erreicht wird.
• Bestimmte metallische Objekte im Kopfbereich sind mit der starken Magnetresonanz-Umgebung (MRT) nicht kompatibel.
• Das Vorliegen von intrakraniellen Gefässmissbildungen schliesst eine Behandlung aus.
• Blutverdünnende Medikation muss aus internistischer Sicht für einen Zeitraum von 2–3 Tagen pausiert werden können.

Die MRgFUS-Therapie ist ein Exlusivangebot der Insel Gruppe und des Swiss Medical Networks und findet an spezialisierten Standorten in Bern statt.

1. Voruntersuchung und Planung für MRgFUS-Behandlung

Ort: Medizinisches Zentrum Ostermundigen

• Fachspezialist:innen der Neurologie und Neurochirurgie führen unter der Leitung von PD Dr. med. Marc Gallay eine umfassende Beurteilung durch.
• Neben der allgemeinen Risikoabklärung ist eine Computertomografie (CT) des Schädels zwingend erforderlich. Diese dient dazu, die Knochendichte und -dicke zu messen, um sicherzustellen, dass die Ultraschallwellen den Zielpunkt präzise erreichen können.
• Ergänzend wird ein MRI zur genauen Planung der Behandlungsareale erstellt.
   

2. Der Behandlungstag mit MRgFUS

Ort: Medizinisches Zentrum Ostermundigen

• Am Behandlungstag erfolgt eine vollständige Rasur des Kopfes. Zur präzisen Ausrichtung der Wellen wird unter lokaler Betäubung ein stereotaktischer Rahmen fixiert.
• Während des gesamten, etwa zwei bis vier Stunden dauernden Eingriffs bleiben die Betroffenen wach und ansprechbar. Vitalzeichen wie Herzfrequenz und Blutdruck werden kontinuierlich überwacht.
• Mittels MRI-Kontrolle wird das Zielgebiet exakt im Gehirn bestimmt.
• Zunächst erfolgt eine leichte Erwärmung des Gewebes auf ca. 41–43 °C, um die Wirkung und Sicherheit zu prüfen (Testphase).
• Bei zufriedenstellendem Ergebnis wird die Temperatur schrittweise auf 56–58 °C erhöht, um das verursachende Nervengewebe (ca. 2 mm Durchmesser) gezielt auszuschalten.

• Bei essentiellem Tremor tritt der Effekt meist unmittelbar ein; bei Parkinson oder neuropathischen Schmerzen verbessert sich die Symptomatik oft schrittweise über Wochen und Monate.

   

3. Nachbetreuung und Aufenthalt nach MRgFUS-Behandlung

Ort: Inselspital Bern (Anna-Seiler-Haus) 

• Nach dem Eingriff erfolgt eine ein- bis zweitägige Beobachtung auf der neurochirurgischen oder neurologischen Station.
• Zur Sicherung des Behandlungserfolgs finden standardisierte Verlaufskontrollen nach einem Monat, drei Monaten sowie nach einem und drei Jahren statt.

Mögliche Nebenwirkungen treten in der Regel nur in milder Form auf und sind meist vorübergehend. Die spezifische Ausprägung hängt dabei massgeblich vom behandelten Areal im Gehirn ab.

Allgemeine Begleiterscheinungen bei Behandlung mit MRgFUS

Im Anschluss an die Behandlung können leichte, unspezifische Reaktionen auftreten:

• Durch die Fixierung im stereotaktischen Rahmen kann ein Schwellungs- oder Spannungsgefühl entstehen, das nach der Entfernung des Rahmens innerhalb weniger Stunden abklingt.
• Vereinzelt wird über leichte Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel oder vorübergehende Übelkeit berichtet.
• In sehr seltenen Fällen kann es zu Nachblutungen kommen.

Spezifische Risiken bei der Behandlung von Bewegungsstörungen mit MRgFUS

Abhängig vom gewählten Zielpunkt im Gehirn können folgende Symptome auftreten:

• Zeitweilige Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Händen oder im Gesicht sind möglich.
• Gelegentlich treten Gleichgewichtsschwankungen oder eine leichte Gangunsicherheit auf, die sich üblicherweise nach einigen Tagen bis Wochen wieder legen.
• Sprachstörungen stellen eine äusserst seltene Ausnahme dar.

Ein dauerhaftes Fortbestehen von Nebenwirkungen ist sehr selten und tritt nur dann auf, wenn das an das Zielgebiet angrenzende Gewebe beeinträchtigt wird.

Informationen zu Therapieresultaten der MRgFUS-Behandlung: 

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