Es wird grundsätzlich empfohlen, die Familienplanung bereits bei der Diagnosestellung zu thematisieren, da sie entscheidenden Einfluss auf die Wahl der Immuntherapie nehmen kann. Eine Schwangerschaft sollte ausgeschlossen werden, bevor eine Immuntherapie begonnen wird, und es sollte eine geeignete Empfängnisverhütung besprochen und angewendet werden. Eine interdisziplinäre Beratung vor der Schwangerschaft sowie eine sorgfältige Planung des weiteren Vorgehens in Bezug auf die Immuntherapie sind essenziell. Wird eine Immuntherapie in der Schwangerschaft fortgeführt, sollten Frauen und ihre Partner über die Risiken der Therapie während der Empfängnis, Schwangerschaft und Stillzeit informiert werden.
Die Wahl der Immuntherapie hängt maßgeblich vom individuellen MS-Risikoprofil ab, das auf klinischen, radiologischen und biologischen Parametern basiert und eine Abschätzung des zukünftigen Krankheitsverlaufs ermöglicht. Um langfristige Behinderung zu vermeiden empfiehlt es sich den Beginn der Immuntherapie nicht aufzuschieben, unabhängig von einer eventuellen Familienplanung. Vor der Empfängnis sollte die Krankheitsaktivität gut kontrolliert sein, mit einer schubfreien Periode von mindestens einem Jahr bei aktiver MS und zwei Jahren bei hochaktiver MS.
In klinisch notwendigen Fällen kann die Fortsetzung gewisser Immuntherapien auch während der Schwangerschaft in Betracht gezogen werden. Dies erfordert jedoch eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung
und eine enge Zusammenarbeit zwischen Neurologen, Geburtshelfern/Pränatalmedizinern und Pharmazeuten in einem MS- spezialisierten Zentrum.
Diese nationalen Empfehlungen sollen die bestmögliche Betreuung von MS-Patientinnen und -Patienten während der Familienplanung, Schwangerschaft und Stillzeit gewährleisten und sicherstellen, dasssowohl die Patienten als auch ihre Familien umfassend informiert und betreut werden.