Michael-Preis für Maxime Olivier Baud: Durchbruch bei der Vorhersage epileptischer Anfälle

Maxime Olivier Baud, Neurologe und Neurowissenschaftler, Oberarzt und Leiter der Seizure Unit an der Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital, wurde mit dem renommierten Michael-Preis ausgezeichnet. Gewürdigt wurde seine wegweisende Forschung zur Vorhersagbarkeit epileptischer Anfälle – ein bedeutender Fortschritt zur Verbesserung der Lebensqualität von Betroffenen.

Prof. Dr. med. Dr. sc. nat. Maxime Olivier Baud ist der erste Schweizer Forscher, dem der international anerkannte Michael-Preis verliehen wurde. Der Preis ehrt wissenschaftliche Arbeiten, die neue Erkenntnisse zu zentralen Fragen der Epilepsie liefern. Seit Jahren beschäftigt sich Maxime Baud mit der Frage, wann epileptische Anfälle auftreten und wie man sie vorhersagen kann. Seine Forschung liefert Antworten auf ein zentrales Anliegen vieler Betroffener: die Planbarkeit des Alltags trotz Epilepsie.

Durch die Kombination fundierter Kenntnisse biologischer Rhythmen und Neurotechnologie konnten Maxime Baud und sein Team zeigen, dass Anfälle bei den meisten Menschen mit Epilepsie mit einer latenten Regelmässigkeit auftreten. Die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls steigt zu bestimmten Tageszeiten, während bestimmter Wach- oder Schlafphasen und nach einer gewissen anfallsfreien Zeit. 

 

Forschung ermöglicht Vorhersagen epileptischer Anfälle

Aus grundlegender Sicht liefern die chronobiologischen Experimente an Nagetieren, die im Labor von Maxime Baud durchgeführt werden, wichtige Erkenntnisse darüber, warum epileptische Anfälle in bestimmten zeitlichen Mustern auftreten.

Dieses Wissen hat das Team in die klinische Praxis übertragen: Mithilfe von Hirnaktivitätsmessungen (EEG) lässt sich nun berechnen, wie hoch das Risiko für Anfälle im Tagesverlauf oder an den nächsten Tagen ist. Grundlage dafür sind kontinuierliche Aufzeichnungen der Gehirnströme und eine genaue Auswertung der Daten mit statistischen Methoden.

 

Neues Hirnmessgerät wird am Inselspital getestet 

Gemeinsam mit dem Wyss Center for Bio und Neuroengineering haben sie ein neues, minimalinvasives Gerät zur Messung der Hirnaktivität (EEG) entwickelt. Das Gerät wird unter die Kopfhaut eingesetzt und wurde am Inselspital in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Claudio Pollo von der Universitätsklinik für Neurochirurgie klinisch getestet. Die Entwicklung befindet sich in der Validierungsphase. Fortschritte in der Neurotechnologie setzen eine enge Zusammenarbeit zwischen Ingenieurwesen, Forschung und klinischer Anwendung voraus – ein Zusammenspiel, das die Schweiz dank ihres starken Netzwerks besonders gut ermöglicht. 

Trotz dieser Fortschritte ist Epilepsie nach wie vor eine stigmatisierte Erkrankung. Sie betrifft viele ansonsten gesunde und aktive junge Menschen, die unter einer unvorhersehbaren Hirnleistungsstörung leiden, die lebenslang schwerwiegende Folgen haben kann. Die Förderung des Einsatzes von Technologie zur Verbesserung der Epilepsieversorgung trägt ebenfalls dazu bei, das Problem zu entmystifizieren.

Maxime Baud ist Neurowissenschaftler, Neurologe und Leiter der Seizure Unit der Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital. Er hat eine doppelte Ausbildung in Neurowissenschaften und Neurologie absolviert, zunächst an der Universität Lausanne (UNIL) und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), später an der renommierten University of California in San Francisco (UCSF). Seit 2019 leitet Maxime Baud ein Labor für translationale Epilepsieforschung (neuro-elab.com), führt grundlegende Studien an Nagetieren durch, entwickelt neue implantierbare Geräte und validiert diese Technologie in klinischen Studien an Patient:innen.

Prof. Dr. med. Dr. sc. nat. Maxime Olivier Baud