Nationaler Aktionsplan gegen Sepsis

Anlässlich des Welt-Sepsis-Tages wird heute ein schweizerischer Aktionsplan veröffentlicht, der die Behandlung von Menschen mit Sepsis, einer lebensbedrohlichen Infektionskrankheit, verbessern soll.

Der World Sepsis Day soll auf die weltweit jährlich ungefähr 49 Millionen Sepsisfälle und 11 Millionen Sepsis-Todesfälle aufmerksam machen. In der Schweiz alleine sind jährlich rund 20'000 Menschen von Sepsis betroffen, fast 3'500 sterben daran. Eine Sepsis entsteht, wenn eine Infektionskrankheit aufgrund einer Fehlregulation der körpereigenen Abwehr zu einem Ausfall lebenswichtiger Organe führt. Am stärksten gefährdet sind Neugeborene und Kleinkinder, ältere Menschen und solche mit chronischen Erkrankungen. Bis zur Hälfte aller Sepsis-Überlebenden leidet langfristig, manchmal sogar lebenslang an den Folgen der Krankheit.

Breites Engagement mit Beteiligung des Inselspitals
Mehrere europäische Länder haben bereits koordinierte Programme zur Bekämpfung von Sepsis gestartet. Vergleichbare Initiativen gab es in der Schweiz bisher nicht, obwohl auch hier Sepsis zu einer der führenden Todesursachen zählt. Ein Gremium aus Expertinnen und Experten hat nun einen nationalen Aktionsplan ausgearbeitet. Er richtet sich an die breite Bevölkerung, insbesondere aber auch an das Gesundheitspersonal. Am Aktionsplan mitgearbeitet hat auch Stephan Jakob, Direktor und Chefarzt an der Universitätsklinik für Intensivmedizin am Inselspital, Universitätsspital Bern. Er hat in seinen 35 Jahren als Arzt unzählige Menschen mit Sepsis behandelt und viele schwere Verläufe, häufig mit Todesfolge, miterleben müssen. Er erklärt, dass die Diagnose auch heute noch häufig zu spät gestellt und entsprechend zu spät wirksam behandelt wird, weil sich die Sepsis mit so vielen unterschiedlichen Symptomen präsentieren kann. Auch bei frühzeitiger Behandlung verlaufe die Erkrankung leider häufig sehr schwer.

«Deshalb hat sich meine Forschung im Wesentlichen auf die Sepsis und das durch sie verursachte Multiorganversagen konzentriert. Erst in den letzten Jahren hat man die zum Teil lebenslangen schweren Folgen der Erkrankung für Patientinnen und Patienten richtig zur Kenntnis genommen. Ich will mich dafür einsetzen, dass allen Patientinnen und Patienten mit Sepsis und auch deren Angehörigen in Zukunft besser geholfen werden kann», begründet Jakob seine Mitarbeit am Aktionsplan.

Aktionsplan mit vier Schwerpunkten
Durch verbesserte Behandlung soll die Morbidität und Mortalität gesenkt und Betroffene sowie Angehörige besser unterstützt werden. Die Fachleute des Aktionsplans sprechen sich für ein effizientes, national koordiniertes und auf die Patientinnen und Patienten fokussiertes Vorgehen aus. Sie formulieren dazu vier Kernanliegen:

  • Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Ausbildung des Gesundheitspersonals
  • Verbesserung von Diagnose und Behandlung
  • Mehr und besser eingebundene Unterstützungsangebote für Überlebende
  • Förderung der Forschung zu Sepsis

Das Gremium ist überzeugt, dass die Umsetzung des Aktionsplans Menschenleben retten, Betroffene entlasten sowie die Kosten im Schweizer Gesundheitssystem senken wird. Zwölf nationale Organisationen und medizinische Fachgesellschaften haben ihre Unterstützung zugesagt.

Swiss Sepsis National Action Plan herunterladen
Den «Swiss Sepsis National Action Plan» finden Sie auf der Webseite der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI-SSMI-SSMI).

Welche Fachgesellschaften und Organisationen unterstützen den «Swiss Sepsis National Action Plan» (SSNAP)?

  • Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI)
  • Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM)
  • pädiatrie schweiz
  • Schweizerische Gesellschaft für Infektiologie (SGINF)
  • Schweizerische Gesellschaft für Mikrobiologie (SGM)
  • Schweizerische Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin (SGNOR)
  • Schweizerische Stiftung für Patientensicherheit
  • Interessengemeinschaft Pädiatrische und Neonatologische Intensivmedizin (IG-PNI) Schweiz
  • Pediatric Infectious Disease Group of Switzerland (PIGS)
  • Schweizerische Gesellschaft für Neonatologie (SGN)
  • Public Health Schweiz
  • Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF)

Ansprechpersonen für Fragen

  • Prof. Dr. med. Stephan Jakob, Direktor der Universitätsklinik für Intensivmedizin, Inselspital, Universitätsspital Bern (Tel.: 031 632 7750, E-Mail: stephan.jakob@insel.ch)

Links
World Sepsis Day
Webseite der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI)

«Swiss Sepsis National Action Plan» (SSNAP)