Interprofessionalitäts-Award für HNO

Für ihre Evaluation und Umsetzung von Zusammenarbeitsmodellen verschiedener Berufsgruppen zeichnet die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) vier Projekte aus dem Inselspital aus.

Die Zusammenarbeit verschiedener Fachpersonen im Gesundheitswesen gilt heute als unerlässlich. Trotzdem mangelt es im Gesundheitswesen teils noch an Modellen und Konzepten der interdisziplinären Zusammenarbeit. Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) hat darum Beispiele solcher funktionierender Modelle gesammelt. Heute konnten 29 der 42 eingegangenen Gesuche mit dem SAMW-Award "Interprofessionalität“ ausgezeichnet werden. Darunter sind vier Projekte des Inselspitals.

 

Einen Award erhalten hat das Projekt "Interprofessionelle Peer Reviews", bei dessen Initiierung und Umsetzung das Inselspital eine führende Rolle gespielt hat. Hans Ulrich Rothen, Senior Consultant der Universitätsklinik für Intensivmedizin, konnte den Preis zusammen mit Isabelle Praplan (H+) und Paola Massarotto (USZ) in Empfang nehmen. Das Peer Review Verfahren von IQM ist ein originär ärztliches und freiwilliges Verfahren. Dabei werden Prozesse und Schnittstellen anhand von Patientenakten analysiert, um Muster in den Behandlungsabläufen zu erkennen. Ziel ist es, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess auszulösen und eine offene Fehler- und Sicherheitskultur zu etablieren.

 

 

 

Das Projekt "Interprofessionelles ambulantes präoperatives Management für Kopf-Hals-Tumorpatienten" wurde durch die Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie und die Direktion Pflege MTT umgesetzt. Weil der chirurgische Eingriff und die darauffolgende Krebstherapie bei Kopf-Hals-Tumoren anspruchsvoll sind, benötigen Patientinnen und Patienten und Angehörige eine umfassende Information und Begleitung. Das seit 2014 laufende Projekt bietet - auch aufgrund der Patientenrückmeldungen - entlang des Patientenpfades einen inhaltlich aufeinander abgestimmten, effizienten Ablauf für die zu vermittelnden Informationsinhalte. Das Ergebnis ist eine integrierte pflegerische, ärztliche und psychosoziale Versorgung der Betroffenen.

 

Zwei Projekte aus dem Universitären Notfallzentrum ausgezeichnet
Gerade in der Notfallmedizin entstehen häufig Situationen, für deren Bewältigung eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Berufsgruppen unerlässlich ist. Typische Beispiele sind Wiederbelebungen oder der Umgang mit Schwerverletzten oder aggressiven Patientinnen und Patienten. Um auf diese Situationen vorbereitet zu sein, entwickelt das Universitäre Notfallzentrum seine Konzepte beständig weiter und trainiert sein gesamtes pflegerisches und ärztliches Personal einmal im Jahr in ganztägigen Schulungen unter Einsatz moderner Unterrichtsmethoden wie Simulationen, Schauspielpatienten und Online-Modulen. Dieses Konzept der interprofessionellen Weiterbildung existiert im Notfallzentrum seit vielen Jahren.

 

Eine besondere Herausforderung an das Team des Notfallzentrums stellen Patientinnen und Patienten dar, die für eine schmerzhafte Notfallprozedur schnell eine „Kurznarkose“ benötigen (Gelenk einrenken, Herzrhythmus durch Stromstoss normalisieren etc.). Gemeinsam mit der Universitätsklinik für Anästhesie wurden ein Sedationskonzept und ein dazu gehöriges interprofessionelles Simulationstraining entwickelt und implementiert. Dieses ermöglicht die zeitnahe "Kurznarkose“ der betroffenen Patientinnen und Patienten durch das Notfall-Team. In einer begleitenden Forschungsarbeit konnte der Notfall zeigen, dass die Umsetzung die Zeiten bis zur Notfallprozedur sowie den Gesamtaufenthalt im Spital signifikant verkürzt hat, ohne das relevante Komplikationen aufgetreten sind.

PD Dr. Roland Giger und Anne-Sophie Dürig